Die Schlagzeile sorgte am Wochenende für Wellen in den sozialen Netzwerken: Accenture kündigt an, Mitarbeitende zu entlassen, die nicht auf KI umgeschult werden können.
Was steckt wirklich hinter dieser Entscheidung? Und was bedeutet das für Unternehmen, die gesamte Beratungsbranche – und für jede*n von uns?
Im Earnings Call der vergangenen Woche machte CEO Julie Sweet deutlich:
„Unsere Nummer-eins-Strategie ist Upskilling. Dort, wo wir in einem sehr komprimierten Zeitrahmen keine Chance für Umschulung sehen, müssen wir Menschen verabschieden, um Platz für die Fähigkeiten zu schaffen, die wir brauchen.“
Konkret heißt das:
In den letzten drei Monaten wurden rund 11.000 Mitarbeitende entlassen – zusätzlich zu 10.000 im Quartal davor.
Insgesamt investiert Accenture 865 Millionen US-Dollar in ein sechsmonatiges Restrukturierungsprogramm – der Großteil davon für Abfindungen und die Abwicklung von Übernahmen.
Gleichzeitig wurden bereits 550.000 Beschäftigte auf KI geschult – was auch immer das genau bedeutet.
Und trotz Entlassungen plant das Unternehmen, die Belegschaft im kommenden Jahr wieder zu vergrößern – allerdings mit Fokus auf neue KI-Skills.
Accenture ist kein angeschlagenes Unternehmen. Der Umsatz stieg im letzten Jahr um 7 % auf fast 70 Milliarden Dollar.
Aber: Die Beratungsbranche steht unter Druck.
GenAI verändert das Geschäftsmodell. Viele Kunden fragen sich: „Brauchen wir noch Berater, wenn KI selbst analysiert, Strategien simuliert und Präsentationen erstellt?“
Skepsis wächst. „Who needs Accenture in the age of AI?“, fragte The Economist im Sommer. Auch die Wall Street Journal kritisierte, dass Beratungen oft teure Proof-of-Concepts bauen – aber beim Skalieren scheitern.
Kunden sehen ein Kompetenzproblem. Viele Unternehmen klagen, dass Beraterinnen „auf ihre Kosten lernen“, weil es noch keine echten KI-Expertinnen gibt – nur Menschen mit ein bisschen mehr Erfahrung.
Das größte Kapital von Accenture ist daher nicht nur Fachwissen, sondern Markenvertrauen. In unsicheren Zeiten holen CEOs lieber eine große Name-Brand-Beratung ins Haus, als allein oder mit einem Startup ins Risiko zu gehen.
hier gehts zu mehr Infos: https://tech.co/news/accenture-layoffs-ai-pivot
Die Beratungsbranche steckt mitten in einem Dilemma:
Bedrohung durch KI
Vieles, was Berater liefern (Analysen, Präsentationen, Reports), kann KI günstiger und schneller.
Klassische BPO-Modelle (Business Process Outsourcing) verlieren durch Automatisierung massiv an Attraktivität.
Neue Chancen durch KI
Gleichzeitig ist KI so komplex, dass Unternehmen Hilfe brauchen – nicht bei der Technik allein, sondern bei Change-Management, Kultur und Strategie.
Genau das ist traditionell die Stärke der Beratungen.
Wandel im Geschäftsmodell
Statt individueller Projekte könnten Beratungen künftig mehr mit skalierbaren KI-Produkten und Plattformen arbeiten.
Erste Experimente laufen: AI-gestützte Discovery-Tools, die zehnmal schneller und zehnmal günstiger Analysen liefern.
Am meisten bewegt viele Beobachter aber die Frage: Was bedeutet das für unsere Jobs?
Accenture macht klar: Job-Sicherheit gibt es nur noch durch Skills.
„Was aussieht wie Kostensenkung, ist in Wahrheit eine Neuausrichtung von Kompetenzen“, schrieb Barata.
Oder anders: Wer nicht in der Lage ist, KI-gestützte Rollen auszufüllen, läuft Gefahr, ersetzt zu werden.
Die gute Nachricht: Die Kluft zwischen „Experten“ und „Anfängern“ war selten kleiner.
Es gibt noch keine etablierten KI-Veteranen – nur Menschen, die früher anfangen, mehr ausprobieren, mehr lernen. Jeder, der heute einsteigt, kann morgen als Experte gelten.
Accenture ist ein Spiegel für das, was in vielen Branchen passiert:
Unternehmen müssen sich mit Hochdruck transformieren.
Beratungen suchen ihre Rolle neu.
Mitarbeitende müssen sich anpassen – oder riskieren, den Anschluss zu verlieren.
Wir erleben gerade den Beginn einer massiven Neuausrichtung der Arbeitswelt. Die Spielregel lautet: „Reskill or be replaced.“
Und wer jetzt mutig lernt, ausprobiert und sich mit KI vertraut macht, gehört zu den Gewinner*innen der nächsten Dekade.
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