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SORA 2, AI BRAIN ROT UND DIE FRAGE: KREATIVITÄTSEXPLOSION ODER ENDLOSSCHLEIFE?

Geschrieben von Jörg Janßen | Oct 3, 2025 6:32:48 AM

Letzte Woche hat OpenAI nicht nur Sora 2, ihr neues Video- und Audio-Generationsmodell, vorgestellt – sondern gleich auch eine eigene Social App dazu. Und wie zu erwarten, war die Reaktion im Netz heftig. Begeisterung und Ernüchterung, Euphorie und Skepsis – alles dabei.

Was Sora 2 technisch kann

OpenAI beschreibt den Sprung von Sora 1 zu Sora 2 so:

„Mit Sora 2 springen wir direkt zu dem, was wir für den GPT-3.5-Moment für Video halten.“

Und tatsächlich:

  • Physik wird realistischer – ein Basketball prallt vom Brett ab, anstatt plötzlich im Korb zu landen.

  • Kontinuität – Charaktere und Objekte bleiben konsistent über mehrere Szenen hinweg.

  • Stile – von realistisch über cineastisch bis hin zu Anime.

  • Sound – Sprache, Hintergrundgeräusche, Soundeffekte direkt integriert.

Dazu kommt die Möglichkeit, dich selbst oder deine Freunde in die Videos einzubauen – via sogenannter „Cameos“.

Sam Altman schwärmt:

„Das fühlt sich für viele von uns wie der ChatGPT-Moment für Kreativität an. Schnell von der Idee zum Ergebnis – das ist neu und macht Spaß.“

Die Social App: Sora als TikTok-Killer?

Die neue Sora-App erinnert stark an TikTok oder Instagram Reels: Feed, Remixes, kurze Clips. Nur eben KI-generiert.

Das sorgt für Euphorie bei einigen. Unternehmer Andrew Wilkinson twitterte begeistert:

„Ich glaube, OpenAI hat gerade TikTok getötet. Ich lache Tränen und bin schon süchtig nach meinem Sora-Feed.“

Andere sehen darin die echte Demokratisierung von Kreativität: Jeder kann in Sekunden einen Werbespot, Meme oder Filmtrailer generieren – ganz ohne Produktionsskills.

Aber dann kam das Wort: Brain Rot

Parallel zur Euphorie etablierte sich sofort ein anderer Begriff: AI Brain Rot – digitale Verblödung durch endlosen KI-Content.

Ed Newton-Rex, selbst tief in der AI-Szene, schrieb:

„Die Sora-App ist das Schlimmste aus Social Media und AI. Eine Kurzvideo-App, die nur auf Sucht ausgelegt ist. Trainiert auf fremden Daten, ohne Erlaubnis.“

Ein anderer Kommentar brachte es noch kürzer:

„OpenAI 2021: Wir wollen Krebs heilen. OpenAI 2025: Wir werden selbst zum Krebs.“

Kritiker warnen vor einem „Slot-Machine-Effekt“: unendliche generierte Inhalte, endlose Scrolls, maximale Aufmerksamkeitsspirale.

OpenAIs Verteidigung

Natürlich war OpenAI klar, dass diese Debatte kommen würde. Deshalb schreiben sie in ihrem Blogpost:

„Wir optimieren nicht für Zeit im Feed. Unser Ziel ist Kreation, nicht Konsum.“

Dazu:

  • Wellbeing-Checks („Wie fühlst du dich?“ alle paar Videos).

  • Algorithmen steuerbar via Spracheingabe.

  • Starke Moderation und Elternkontrollen für Teenager.

Ob das reicht, bleibt offen. Viele Tester sagen: ja, es fühlt sich anders an als TikTok – mehr auf Zusammenarbeit ausgelegt. Andere sind skeptisch.

Die größere Frage

Die Diskussion um Sora 2 ist mehr als ein Streit über ein neues Tool. Sie ist Teil einer größeren gesellschaftlichen Auseinandersetzung:

  • Wollen wir wirklich noch eine Plattform, die unsere Aufmerksamkeit frisst?

  • Oder erleben wir hier tatsächlich den Start einer neuen Ära der Kreativität?

Auf LinkedIn waren viele eher optimistisch: 63 % in einer Umfrage sahen Sora 2 als Kreativitätsexplosion. Auf Twitter/X hingegen überwog der Zynismus.

Mein Fazit

Technisch ist Sora 2 ein Meilenstein. Keine Frage. Aber ob die Social-App dazu ein Gamechanger oder einfach nur die nächste Brain-Rot-Maschine wird, hängt nicht allein an OpenAI.

Es hängt an uns, wie wir diese Tools nutzen.
Als kreativer Verstärker – oder als nächste Aufmerksamkeitsfalle.