SORA 2: WIE MAN DIE NEUE GENERATION VON KI-VIDEOS RICHTIG PROMPTET
Bildgenerierung ChatGPT Oct 10, 2025 6:28:42 PM Jörg Janßen 8 min read

Von Jörg Janssen – AI TRIBE Blog
OpenAI hat mit Sora 2 die Grenze zwischen Prompting und Regiearbeit endgültig aufgelöst.
Das neue Modell generiert Videos mit einem Maß an filmischer Präzision, das man bislang nur aus echten Produktionen kannte. Doch wer denkt, man könne „einfach reinschreiben, was man will“, merkt schnell: Die Kunst liegt im Prompting – und zwar im richtigen Maß zwischen Kontrolle und Freiheit.
Der offizielle Sora 2 Prompting Guide von OpenAI zeigt, wie sich KI-Videoproduktion anfühlt, wenn man sie wie einen Film dreht: mit Stil, Licht, Kamera, Handlung und Dialog.
Hier ist, was du wissen musst, um das Beste aus dem neuen Tool herauszuholen.
🎥 Prompting ist jetzt Regiearbeit
OpenAI beschreibt es so:
„Denke an Prompting, als würdest du einem Kameramann Anweisungen geben, der dein Storyboard nicht kennt.“
Je präziser dein Briefing, desto besser kann das Modell deinen Stil und dein Ziel treffen.
Aber: Zu viel Kontrolle nimmt der KI die kreative Luft.
Sora 2 funktioniert am besten, wenn du das richtige Gleichgewicht findest – zwischen Regie und Improvisation.
⚖️ Offen vs. Deskriptiv: Wann du loslassen solltest
Es gibt zwei grundlegende Strategien:
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Offene Prompts: Kurz, vage, voller Raum für Überraschung.
Beispiel:„Ein 90er-Jahre-Dokumentarfilm – ein alter schwedischer Mann sitzt in seinem Arbeitszimmer und sagt: ‘Ich erinnere mich noch, als ich jung war.’“
Ergebnis: authentisch, stimmungsvoll, leicht unberechenbar. -
Deskriptive Prompts: Präzise, filmisch, planvoll.
Du bestimmst Kamera, Licht, Farbpalette und Aktion – und erhältst reproduzierbare, professionelle Ergebnisse.
Beide Ansätze sind gültig. Entscheidend ist, ob du Ideen explorierst oder ein bestimmtes Ergebnis brauchst.
🧩 Das Einmaleins des Film-Promptings
Sora 2 denkt in „Shots“, nicht in Szenen.
Ein guter Prompt beschreibt jeden Shot als eigenständige Einheit – wie ein Regie-Baustein, den du später zu einer Sequenz zusammensetzen kannst.
Ein solcher „Unit Prompt“ besteht aus sechs Elementen:
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🎞️ Style Reference
– z. B. „1970er-Roadmovie“, „episches IMAX-Luftbild“, „16 mm-Dokumentarfilm“
Der Stil ist dein größter Hebel – er definiert Licht, Bewegung, Farbkontrast und Tempo. -
🎥 Camera Setup
– Kameraart und Position: „wide establishing shot, eye level“, „medium close-up, dolly in“, „handheld low angle“ -
👤 Subject Action
– Was passiert?
Lieber konkret als abstrakt:„Die Frau tritt ans Fenster, zieht den Vorhang in der letzten Sekunde zu.“
statt „Die Frau bewegt sich elegant.“ -
🎚️ Lighting Recipe
– z. B. „Weiches Fensterlicht, warme Lampe als Füllung, kühler Rand aus dem Flur“
Licht definiert Emotion. -
🔊 Sound & Dialogue
– Dialoge direkt im Prompt angeben:Detektiv: „Du lügst.“
Verdächtiger: „Oder ich bin einfach müde.“
Für stille Shots genügen Ambience Cues wie „ferner Verkehr, leichter Wind, knarzende Tür“. -
🪶 Mood / Tone
– Ein Satz reicht oft: „nostalgisch und zärtlich“, „düster und dokumentarisch“, „komisch und leicht übertrieben“.
🧠 Wann mehr – und wann weniger Detail hilft
Laut OpenAI (siehe ) gilt:
„Kurze Prompts geben dem Modell kreative Freiheit. Detaillierte Prompts liefern Kontrolle und Konsistenz.“
In der Praxis bedeutet das:
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Für Werbespots, Marketing-Clips oder Marken-Videos brauchst du hohe Präzision: Kameralinsen, Lichtquellen, Farbkontraste, Ton.
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Für Storyboards, Moodboards oder kreative Ideenfindung sind kurze, stilgetriebene Prompts meist besser – sie überraschen und inspirieren.
🎞️ Professionell denken: Shotlists, Timing und Negative Prompts
In Sora 2 kannst du komplette Shotlisten mit Timestamps definieren:
„0:00–2:40 – Arrival Drift (32 mm, dolly left), 2:40–4:00 – Close-up Turn (50 mm, arc in)“
So steuerst du Rhythmus, Kamerabewegung und Emotion wie bei einer echten Filmproduktion.
Ein weiterer Profi-Tipp sind Negative Prompts – z. B.
„Vermeide Markenlogos, keine Überbelichtung, keine Textschilder.“
So reduzierst du visuelles Rauschen und lenkst die KI auf das Wesentliche.
🖼️ Bildreferenzen: Dein visuelles Fundament
Ein starkes Feature von Sora 2 ist die Möglichkeit, Bilder als Input-Referenzen zu nutzen.
Du kannst eigene Fotos, AI-generierte Visuals oder Szenenbilder als „visuelle Anker“ einfügen.
Das stabilisiert Stil, Charakterdesign und Lichtsetzung.
💡 Pro-Tipp:
Erzeuge deine Referenzbilder direkt mit GPT Image oder DALL·E 3 – und nutze sie anschließend als „input_reference“ in der Sora-API.
So erzielst du Wiedererkennbarkeit über mehrere Clips hinweg.
🧩 Iterieren mit System: Remix statt Roulette
Jedes Sora-Video ist einzigartig – auch bei gleichem Prompt.
Das ist Feature, kein Fehler.
OpenAI empfiehlt, Remix-Iterationen gezielt zu nutzen:
„Gleicher Shot, neues Licht: teal, sand, rust.“
„Gleiche Szene, Kamera auf 85 mm umstellen.“
Diese kontrollierten Änderungen verfeinern dein Ergebnis, ohne den Charakter des Clips zu zerstören.
Wenn etwas gar nicht funktioniert: vereinfachen, resetten, dann wieder aufbauen.
💬 Fazit: Sora 2 ist kein Text-zu-Video-Tool – es ist ein Filmstudio
Mit Sora 2 verschiebt OpenAI die Grenze zwischen Prompting und Produktion.
Wer es nutzen will, muss nicht nur „texten“, sondern visuell denken – in Shots, Licht, Klang und Stimmung.
Es ist kein Zufall, dass OpenAI seinen Prompting-Guide wie ein Cinematography-Handbuch schreibt.
Sora 2 richtet sich an Kreative, Filmemacher, Marketer und Künstler, die verstehen, dass Präzision und Freiheit keine Gegensätze sind – sondern Werkzeuge.
Wenn du lernst, wie du die KI richtig führst, wird sie zum besten Kameramann, den du je hattest.
🔗 Weiterführend
📘 Offizieller Prompting Guide: OpenAI Cookbook – Sora 2 Prompting Guide
🧠 Empfohlene Lektüre: AI Cinematography: The Art of Prompt Direction