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WAS MENSCHEN WIRKLICH MIT KI MACHEN – EIN BLICK IN 100 BILLIONEN TOKENS ECHTER NUTZUNG

Geschrieben von Jörg Janßen | Dec 9, 2025 7:45:11 AM

Wenn wir über KI sprechen, reden wir oft über Modelle, Benchmarks und beeindruckende Demovideos.
Aber die eigentlich spannende Frage lautet:

👉 Wofür setzen Menschen und Unternehmen KI wirklich ein?
Nicht in der Theorie – sondern in echten Anwendungen.

Genau dazu hat OpenRouter gemeinsam mit dem Venture Capital-Giganten a16z eine große Analyse veröffentlicht:
100 Billionen Tokens echter LLM-Nutzung – ausgewertet aus realen Anwendungen, Tools und Developer-Workflows.

Und diese Studie zeigt ziemlich deutlich, wie sich KI im Jahr 2025 tatsächlich entwickelt hat.
Spoiler: Es gab einen echten Paradigmenwechsel.

1. Reasoning schlägt alles – und verändert die komplette Nutzung

Am Anfang 2024 war Reasoning (also die Fähigkeit, wie ein mehrstufig denkender Agent zu arbeiten) quasi irrelevant.

Heute – laut OpenRouter – machen Reasoning-Modelle über 50 % aller Token aus.

Das ist ein massiver Shift.

Warum ist das so?
Weil Reasoning-Modelle wie GPT-4o, GPT-5.1, Claude 3.5 Sonnet oder Gemini 3 Pro viel mehr können als frühere Modelle:

  • komplexe Pläne erstellen

  • Code analysieren

  • Fehler finden

  • lange Aufgaben autonom lösen

  • Tools ansteuern

  • über mehrere Schritte hinweg arbeiten

Kurz:
Sie sind die ersten Vorboten echter KI-Agenten.

Und genau das beeinflusst alle anderen Bereiche der KI-Anwendung.

2. Der größte KI-Trend 2025: Coding dominiert alles

Was Menschen tatsächlich tun?
Nicht Essays schreiben. Nicht brainstormen. Nicht E-Mails verfeinern.

Sondern: Coden. Und zwar sehr viel.

OpenRouter zeigt:

  • Anfang 2025: Coding nur 11 % aller Nutzung

  • Heute: über 50 %

Damit ist die Sache klar:
AI Coding ist DER Mega-Trend 2025.

Und das passt zu allem, was wir in diesem Jahr gesehen haben:

  • Dev-Tools wie Cursor, Windsurf, Bolt, Replit Ghostwriter boomen

  • Unternehmen nutzen KI für Debugging, Legacy-Code-Übersetzung, Tests

  • Agenten übernehmen ganze Tickets oder Microservices

  • Prompt-Längen sind explodiert (von 1.500 → 6.000 Tokens im Durchschnitt)

Dieses Zitat bringt es perfekt auf den Punkt:

„Die durchschnittliche Anfrage ist nicht mehr ‚Schreibe mir einen Aufsatz‘, sondern:
*‚Hier sind 300 Zeilen Code, Logs und Doku. Find die Ursache und reparier das.‘“
– OpenRouter

Wir erleben gerade die erste Automatisierungswelle, die wissensgetriebene Arbeit wirklich verändert.

3. Die überraschende Nummer 2: Rollenspiel & kreative Chats

Neben Coding ist der zweitgrößte Block:
👉 Roleplay, kreative Chats & Fantasie-Interaktionen

Vor allem bei Open-Source-Modellen liegt der Anteil teilweise bei über 50 %.

Das klingt erst lustig – ist aber ein ernst zu nehmender Trend:

  • Menschen wollen Unterhaltung

  • Kreativität

  • Geschichten

  • Companion-Chat

  • „AI Characters“

Und: Das meiste davon ist etwas, das Closed-Source-Labs vermeiden, aber Open-Source-Modelle erlauben.

Ein bestehender Markt.
Ein stark wachsender Markt.
Ein Markt, den VC-Geld bisher unterschätzt hat.

4. Open Source ist nicht Nebenrolle – sondern wird massiv genutzt

Die Daten zeigen klar:

👉 Open Source ist nicht tot.
👉 Open Source hat nicht verloren.
👉 Open Source ist ein zentrales Element moderner KI-Stacks.

OpenRouter zeigt:

  • Open-Source-Nutzung stieg 2025 auf ein Drittel aller Tokens

  • Besonders stark: chinesische Modelle (DeepSeek, Kimi, Qwen etc.)

  • In manchen Wochen bis zu 30 % Marktanteil

Und die Gründe sind logisch:

  • extrem schnelle Release-Zyklen

  • hohe Qualität in vielen Tasks

  • viel günstiger

  • direkter einsetzbar

  • lokal / self-hosted möglich

  • weniger Nutzungsrestriktionen

Ein Satz fasst das perfekt zusammen:

„Closed Models für High Value,
Open Models für High Volume.
Die Zukunft ist beides.“
– OpenRouter

5. Tool-Aufrufe & Agenten-Nutzung wachsen stark

Ein weiterer Trend:

👉 Tool-Calling – also wenn ein Modell externe Tools ansteuert (Datenbanken, Browser, APIs, Code-Ausführungsumgebungen).

Das stieg von 0 % → 15 % in einem Jahr.

Das bedeutet:

  • KI arbeitet immer weniger „isoliert“

  • und immer mehr als Prozess-Agent

  • der echte Software-Komponenten bedient

  • und Aufgaben autonom ausführt

Das ist der Vorläufer der AI-Automation-Phase, die 2026/2027 voll einschlägt.

6. Das „Cinderella-Modell“: Warum manche Modelle bleiben

Ein spannender psychologischer Effekt:
Wenn ein neues Modell erscheint, probieren es viele aus.

Aber:
Nur ein kleiner Prozentteil bleibt – und diese bleiben dann dauerhaft.

OpenRouter nennt das:

👉 „Cinderella Glass Slipper Effect“

Beispiel:

  • Die ersten Cohorts von Claude Sonnet, GPT-4o oder Gemini 2.5 –
    haben nach 6 Monaten noch 40–50 % aktive Nutzer.

  • Später erschienene Modelle haben viel weniger „Stickiness“.

Wenn ein Modell ein besonders schwieriges Problem löst, bleibt man ihm treu – selbst wenn Neues erscheint.

Ein häufiger Grund:
„Es spart mir 10 Minuten Debugging. Dafür zahle ich gern 10–50x mehr.“

Preis ist in diesem Markt nicht entscheidend.
Verlässlichkeit und „fühlt sich richtig an“ schon.

7. Was Unternehmen aus der Studie lernen sollten

Hier kommen die praktischen Takeaways für Unternehmer:innen, Führungskräfte und Selbstständige:

1. Kombiniere Modelle – statt auf „das beste“ zu warten

Die Top-10-Modelle nach Volumen kommen von 8 verschiedenen Labs.
Es gibt keinen eindeutigen Sieger.

Beste Strategie:
🔹 Closed Source für wertvolle Aufgaben
🔹 Open Source für skalierbare Prozesse
🔹 Spezialisierte Modelle für Coding, Writing, Reasoning

2. AI Coding wird dein Team verändern

Wenn Coding über 50 % Auslastung ausmacht, heißt das:

  • IT-Teams werden kleiner, aber strategischer

  • Produkte können schneller entwickelt werden

  • Ideen lassen sich in Tagen testen, nicht in Monaten

Das wirkt auf jede Branche – nicht nur Tech.

3. Roleplay und kreative Interaktionen sind unterschätzt

Hier entstehen:

  • neue Creator-Tools

  • neue Geschäftsmodelle

  • neue Community-Produkte

Wer darauf baut, baut auf echtes Nutzungsverhalten, nicht nur B2B-Fantasien.

4. Open Source wird ein Business-Treiber

Gerade KMUs können profitieren:

  • Günstiger

  • Kontrollierbarer

  • Lokal einsetzbar

  • Weniger Datenschutz-Probleme

5. Agenten werden zum Normalfall

15 % Tool-Calls heute – 80 % in wenigen Jahren.
Agenten werden:

  • Datenbanken abfragen

  • Systeme verbinden

  • Prozesse durchführen

  • Wissen speichern

Für Unternehmen ein massiver Effizienzhebel.

Fazit: Die KI-Welt 2025 ist nicht das, was die Werbung verspricht – sondern etwas viel Spannenderes

Wenn man die Daten nüchtern anschaut, entsteht folgendes Bild:

  • KI ist kein Chatbot-Thema mehr.

  • KI ist ein Coding-, Process- und Automation-Thema.

  • Open Source ist ein echter Player.

  • Reasoning ändert, wie wir mit Software arbeiten.

  • Und Nutzerverhalten ist viel menschlicher, kreativer und chaotischer als viele dachten.

Für dich heißt das:
Plane KI nicht nach Hype – plane KI nach echtem Verhalten der Nutzer.

Und diese Studie zeigt ziemlich klar, wohin die Reise geht.