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💥 KI-BUBBLE ODER TECH-REVOLUTION? WARUM DAS GESPRÄCH ÜBER DEN „AI-HYPE“ WICHTIGER IST ALS DIE FRAGE, OB ER PLATZT

News KI und die Gesellschaft Oct 9, 2025 8:23:51 AM Jörg Janßen 8 min read

Künstliche Intelligenz - Blase oder nicht?

💥 KI-Bubble oder Tech-Revolution? Warum das Gespräch über den „AI-Hype“ wichtiger ist als die Frage, ob er platzt

Von Jörg Janssen – AI TRIBE Blog

Kaum eine Woche vergeht ohne neue Schlagzeilen über die „AI-Bubble“.
Seit ChatGPT Ende 2022 erschien, begleitet uns diese Diskussion – mal leise, mal hysterisch laut.
Und 2025 ist sie wieder auf ihrem Höhepunkt: Milliardeninvestitionen, Mega-Deals, explodierende Aktienkurse und ein Gefühl, dass „es so nicht ewig weitergehen kann“.

Doch ist das wirklich eine Blase – oder erleben wir schlicht den größten industriellen Umbau seit der Elektrifizierung?
Schauen wir genauer hin.


⚙️ Warum die Bubble-Frage wieder da ist

Im Spätsommer 2025 kehrte die Diskussion mit Wucht zurück.
Ein Bericht des Information Magazins über Oracle, schwache Margen beim Vermieten von Nvidia-Chips und der spektakuläre OpenAI–AMD-Deal befeuerten alte Sorgen:

„AI-Hype trifft auf harte Realität“, schrieb FX Leaders, nachdem Oracle-Aktien kurzzeitig 7 % verloren.

Parallel dazu sammelte Elon Musks XAI 20 Milliarden Dollar ein – teils finanziert durch Nvidia selbst.
Die Vorstellung, dass sich Chip-Hersteller, Cloud-Anbieter und KI-Labs gegenseitig mit Geld, Krediten und GPU-Lieferungen am Leben halten, ließ viele an die Dotcom-Ära denken.

Klingt nach Blase? Vielleicht.
Aber es gibt zwei Seiten dieser Geschichte.


🧨 Sechs Gründe, warum viele glauben, wir leben in einer AI-Blase

1️⃣ Zirkuläres Kapital: Wenn Geld im Kreis fließt

XAI bekommt Milliarden von Nvidia – um Chips zu kaufen, die wiederum Nvidias Umsatz steigern.
OpenAI investiert in AMD, um deren Chips zu kaufen, die wiederum OpenAIs Modelle antreiben.
Oracle vermietet GPUs, die sie selbst über Kredite von denselben Hyperscalern finanziert.

Das ist, in der Sprache der Märkte, „Vendor Financing on Steroids“.
Einige Investoren sehen darin künstlich aufgepumpte Nachfrage.
Wie Stanfill Capital schreibt:

„Wenn echte Nachfrage da wäre, müsste man keine Zirkeldeals konstruieren.“


2️⃣ Überbau: Zu viel Beton, zu viele Chips

Aktuell sind weltweit über 2 Billionen Dollar an neuen KI-Datenzentren und Energieprojekten in Planung.
Private-Equity-Manager wie Kipp Devere warnen:

„In jeder Infrastrukturwelle der letzten 30 Jahre wurde am Ende zu viel gebaut.“

Ein Überangebot an Rechenleistung wäre fatal – denn sie lässt sich schwer umwidmen.
Und KI-Chips altern schnell.


3️⃣ Erinnerungen an die Dotcom-Blase

Veteranen von Wall Street sehen Parallelen:
Übertriebene Bewertungen, Infrastruktur, die Jahre brachliegt, zirkuläre Umsätze, Selbstfinanzierung.

„Es ist beides wahr – KI wird die Wirtschaft transformieren, und wir sind in einer Blase“,
sagte kürzlich Brett Taylor, Chairman von OpenAI.

Wie damals bei der Telekommunikation könnte auch hier eine Überinvestition kurzfristig Schmerz verursachen – langfristig aber Strukturen schaffen, die bleiben.


4️⃣ Überdehnte Bewertungen

Das Shiller-KGV des S&P 500 liegt auf dem höchsten Stand seit 2000.
Nvidia, Meta, Microsoft – alle notieren auf Rekordniveaus.
Noch kein Crash in Sicht, aber:

„Bewertung schützt nicht vor Korrektur“, warnt Analyst Russ Mould.


5️⃣ Makro-Risiko: KI als Allheilmittel

AI trägt aktuell bis zu 40 % des US-BIP-Wachstums und 80 % der Börsengewinne, so der Financial Times-Kolumnist Ruchir Sharma.
Das Problem: AI ist zur Narrativstütze für eine gesamte Volkswirtschaft geworden.
Wenn sie bricht, reißt sie alles mit.


6️⃣ Selbsterfüllende Prophezeiung

Sam Altman selbst sprach kürzlich von „Booms und Busts“, die unvermeidlich seien.
Wenn der CEO von OpenAI über Blasen redet, hören Investoren zu.
Narrative sind Märkte – und Worte können Kurse bewegen.


🌱 Aber: Sechs Gründe, warum es (noch) keine Blase ist

1️⃣ Die Umsätze sind real

Im Unterschied zur Dotcom-Ära wachsen nicht nur Bewertungen – auch die Gewinne.
Nvidia steigerte seinen Quartalsumsatz zuletzt auf 46 Milliarden US-Dollar
nicht Fantasie, sondern reale Nachfrage nach Rechenleistung.

Auch OpenAI, Anthropic und Co. erzielen zusammen über 20 Milliarden Dollar Jahresumsatz
für Produkte, die vor drei Jahren nicht existierten.


2️⃣ Geringe Verschuldung

Anders als 2000 sind die großen Player nicht fremdfinanziert.
Microsoft, Google, Meta und Amazon bauen ihre Infrastruktur aus dem Cashflow.
Selbst Oracle und AMD bedienen Schulden problemlos.
Kurz: Das System ist kapitalstark – nicht kreditgetrieben.


3️⃣ Nachfrage explodiert – schneller als Infrastruktur

OpenAI verarbeitet heute über drei Billiarden Tokens pro Jahr.
Google verdoppelte zwischen Mai und Juli 2025 die Token-Nachfrage.
Der Engpass ist nicht Absatz – sondern Energie.

Diese Nachfragekurve spricht eher für Unterkapazität als für Überbau.


4️⃣ Produktivitätseffekt ist real

Meta, Microsoft, Adobe, Salesforce – alle berichten über messbare Effizienzsteigerungen durch KI.
Das ist der Unterschied zu früheren „Tech-Hypes“:
Die Produktivität kommt sofort an, nicht erst in der Theorie.


5️⃣ Investoren lernen aus Geschichte

Nach der Dotcom-Ära ist der Markt sensibler geworden.
Bubbles platzen, wenn keiner sie kommen sieht.
Aktuell redet jeder darüber – und das wirkt wie ein Druckventil.
Skepsis verhindert Exzesse.


6️⃣ Jeff Bezos’ Perspektive: Gute Blasen bauen die Zukunft

Bezos sagte kürzlich:

„Das ist keine Finanzblase, sondern eine industrielle.
Solche Blasen sind gut, weil sie die Basis für die nächste Generation von Fortschritt schaffen.“

Mit anderen Worten:
Selbst wenn es eine Blase wäre – sie wäre eine nützliche.


🧭 Mein Fazit: Kein Crash, sondern ein historischer Umbau

Die Wahrheit liegt wie so oft dazwischen.
Ja, es gibt Übertreibungen, fragwürdige Finanzkonstruktionen und gefährliche Selbstreferenzen.
Aber die Basis ist echt: Nachfrage, Umsatz, Anwendungen, Effizienz.

Der KI-Boom ist eine industrielle Revolution, keine Finanzillusion.
Ob sie sich überhitzt oder einfach weiterläuft, hängt von drei Dingen ab:

  1. Zugang zu Energie und Chips

  2. Nachhaltige Nachfrage durch Unternehmen, nicht Spekulanten

  3. Disziplin bei Kapitalallokation und Infrastrukturplanung

Wenn diese drei Faktoren im Gleichgewicht bleiben,
wird das, was manche heute Blase nennen, in 10 Jahren schlicht Industrialisierung heißen.


🧩 Kurz gesagt

  • 💣 KI-Bubble? Eher Boom mit Nebenwirkungen.

  • 📊 Umsätze & Nachfrage sind real – keine Luftnummern.

  • 💡 Geringe Verschuldung schützt vor Kreditkrise.

  • 🧱 Infrastruktur ist Kapital, kein Schaum.

  • 🌍 Selbst wenn sie platzt: Gesellschaft profitiert.

Jörg Janßen

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