OPENAI X AMD: DER MILLIARDEN-DEAL, DER DAS MACHTGEFÜGE DER KI-INDUSTRIE VERSCHIEBT
ChatGPT Oct 8, 2025 7:52:18 AM Jörg Janßen 7 min read

Während OpenAI auf der Bühne des DevDay 2025 neue Produkte präsentierte, fand das eigentlich größere Ereignis abseits der Scheinwerfer statt:
Ein massiver, mehrjähriger Deal zwischen OpenAI und AMD, der die gesamte Halbleiterlandschaft neu ordnen könnte – und weitreichende Folgen für das globale KI-Ökosystem hat.
⚡ 6 Gigawatt Rechenleistung: Ein Vertrag in Kraftwerksdimensionen
OpenAI will in den kommenden Jahren 6 Gigawatt an AMD-KI-Chips einsetzen – das entspricht der kombinierten Leistung mehrerer Großkraftwerke.
Zum Vergleich: Das entspricht etwa sechsmal dem Energiebedarf von Frankfurt am Main.
Für AMD ist es das größte Geschäft in der Unternehmensgeschichte.
CEO Lisa Su brachte die Tragweite auf den Punkt:
“This is certainly the largest deployment we’ve announced so far.
We’re embarking on a massive buildout. It’s a big deal for us, for our shareholders, and for our teams.”
Das Volumen dieses Auftrags signalisiert: OpenAI plant in Infrastrukturen, nicht mehr in Modellen.
GPT-5, Sora 2, Codex, Realtime Voice – all das braucht eine gigantische Basis an Rechenleistung.
🧩 Der ungewöhnliche Dealmechanismus: 160 Millionen Aktien für 0,01 Dollar
Die eigentliche Sprengkraft liegt aber in der Finanzarchitektur des Deals.
OpenAI erhält die Option, 160 Millionen AMD-Aktien zu einem Cent pro Stück zu kaufen.
Das entspricht etwa 10 % des Unternehmens – und einem Rabatt von 99,9 % auf den Marktpreis.
Solche Konditionen gibt es sonst nur in Science-Fiction-Verhandlungen.
Die Optionen sind an zwei Bedingungen geknüpft:
-
OpenAI muss AMD-Chips tatsächlich in großem Stil einsetzen.
-
AMDs Aktienkurs muss steigen.
Lisa Su formulierte die Logik dahinter offen:
“We wanted OpenAI to be motivated for AMD to be successful.
The more OpenAI deploys, the more revenue we get – and they get to share on the upside.”
Das Ergebnis ist eine wechselseitige Beteiligung:
AMD verkauft nicht nur Hardware, sondern teilt zukünftigen Unternehmenswert –
und OpenAI wird direkt incentiviert, AMDs Erfolg voranzutreiben.
Ein Schritt, der die klassische Trennung zwischen Zulieferer und Abnehmer auflöst –
zugunsten einer neuen, symbiotischen „Compute-Partnerschaft“.
🧠 Warum OpenAI das tut: Rechenleistung ist die neue Währung
„Compute“ – also die verfügbare Rechenleistung – ist mittlerweile der Engpassfaktor der gesamten KI-Industrie.
OpenAI-CEO Sam Altman sagte dazu in einem Interview:
“It’s hard to overstate how difficult it’s become to get enough compute.
We want it super fast, but it takes some time.”
Altman weiß: Wer die Chips hat, kontrolliert die Zukunft.
Und Nvidia dominiert derzeit mit über 80 % Marktanteil den KI-Beschleunigermarkt.
Der Deal mit AMD verschafft OpenAI strategische Unabhängigkeit von Nvidia –
und sichert langfristig den Zugang zu GPUs, die sonst kaum verfügbar sind.
Oder einfacher gesagt:
OpenAI kauft sich seine eigene Lieferkette.
🏭 AMD vs. Nvidia: Der ewige Zweite wird gefährlich
Für AMD ist der Deal mehr als Umsatz – es ist der Moment, in dem man endlich aus dem Schatten tritt.
Bisher galt Nvidia als uneinholbar:
bessere Software (CUDA), stärkere Marktposition, treue Entwicklerbasis.
Doch mit OpenAI als Partner bekommt AMD mehr als nur Nachfrage –
es bekommt Reputation und Reichweite.
Wenn die leistungsfähigsten Modelle der Welt künftig auf AMD-Hardware laufen,
verändert das das Kräfteverhältnis fundamental.
AMD-CEO Lisa Su sagte dazu in einem Analystencall:
“We’re in a new era of AI infrastructure buildout.
This partnership puts AMD at the center of that transformation.”
Ein Satz, der anzeigt, dass AMD nicht nur Lieferant,
sondern künftig Mitgestalter der KI-Revolution sein will.
💰 Marktreaktionen: Euphorie trifft auf Skepsis
An der Börse sorgte die Nachricht für eine Explosion:
AMD-Aktien stiegen um 24 % – fast auf ihr Allzeithoch.
Doch die Reaktionen fielen gespalten aus.
Manche sahen darin den Beweis für AMDs Comeback – andere ein Symptom kollektiver Überhitzung.
Hedgefonds-Manager Paul Tudor Jones warnte vor einer neuen Tech-Blase à la 1999,
und Analystin Tashi Michelle von TAM Capital kommentierte trocken:
“This deal feels like a jump-the-shark moment.
The structure is just so stupidly unbelievable.”
Finanzjournalist Matt Levine brachte den Zynismus der Wall Street auf den Punkt:
“OpenAI says: We’ll buy your chips and announce it —
that’ll add $78 billion to your market cap, so that should cover it.”
Satire mit Substanz.
Denn der Deal spiegelt den Nerv dieser Zeit:
eine Branche, in der Ankündigungen allein Milliarden bewegen.
🏦 Ist das schon eine Blase? Noch nicht.
So spektakulär der Deal klingt – die aktuellen KI-Investitionen unterscheiden sich fundamental vom Jahr 2000.
Damals waren viele Dotcom-Unternehmen kreditfinanziert und ohne tragfähiges Geschäftsmodell.
Heute ist das anders:
Die großen Player – Microsoft, Google, Amazon, OpenAI – verfügen über enorme Cash-Reserven.
Sie investieren in Infrastruktur, nicht in Versprechen.
Analyst Dylan Patel von SemiAnalysis formulierte es so:
“The real issue is how much liquidity the private credit market can handle.
They’re sitting on ungodly amounts of capital and have to deploy it.”
Mit anderen Worten:
Das Geld muss irgendwo hin – und aktuell fließt es in Compute.
Das ist gefährlich, ja,
aber es finanziert reale Anlagen: Rechenzentren, Chips, Energie – keine Papiertiger.
🔮 Was der Deal bedeutet: Drei Ebenen der Machtverschiebung
-
Technologisch:
AMD steigt vom Herausforderer zum unverzichtbaren Pfeiler der KI-Infrastruktur auf.
Der Markt für Beschleunigerchips wird diverser – und damit stabiler. -
Ökonomisch:
OpenAI verankert sich tiefer in der Realwirtschaft.
Die Ära der „Software-only-KI“ ist vorbei – Compute ist Kapital. -
Politisch:
Der Deal könnte die Dynamik der globalen Chipabhängigkeiten verändern.
Wenn OpenAI in AMD investiert, investiert es indirekt in die US-Chipproduktion –
ein Signal an Regierungen, die KI-Souveränität fördern wollen.
🧩 Fazit: OpenAI kauft sich Zukunftssicherheit
Der OpenAI–AMD-Deal ist mehr als ein Geschäft.
Er ist ein strategischer Wendepunkt.
OpenAI sichert sich die Grundlage seiner Existenz –
und AMD bekommt den wohl wichtigsten Kunden der Welt.
Lisa Su sprach von „a massive buildout“.
Sam Altman nannte es „an all-boats-rise moment“.
Beide haben recht.
Nur wird sich am Ende zeigen, wer schwimmt – und wer sinkt,
wenn die KI-Flut weiter steigt.