Bedroht KI 1/5 aller börsengelisteten Unternehmen?
KI und die Gesellschaft Sep 27, 2025 7:40:29 AM Jörg Janßen 6 min read

Künstliche Intelligenz ist mehr als nur ein Technologie-Hype. Für Unternehmen kann sie zum Überlebensfaktor werden. Eine prominente Investorin warnt: 15–20 % der heute börsennotierten Firmen könnten in den nächsten fünf Jahren verschwinden – weil sie es nicht schaffen, sich auf die neue Ära einzustellen.
Was steckt hinter dieser Prognose? Und was bedeutet das für Märkte, Unternehmen und die Gesellschaft?
1. Digitaler Darwinismus: Anpassung oder Untergang
Vjaneim Zanuv, CIO von Allianz Global Investors, brachte es auf den Punkt:
„AI ist sowohl Bedrohung als auch riesige Chance. Aber Unternehmen, die sich nicht anpassen, könnten schon bald verschwinden.“
Natürlich: Auch ohne KI sterben regelmäßig Unternehmen. Doch die Warnung zielt nicht auf kleine, unbekannte Player – sondern auf etablierte Konzerne, die den Wandel verschlafen.
Beispiel SAP:
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Nach jahrelangen Mühen hat SAP den Sprung in die Cloud geschafft.
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Doch ab 2027 soll das Cloud-Wachstum deutlich abflachen.
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Um weiter relevant zu bleiben, muss SAP massiv in KI-Produkte investieren.
Die Botschaft ist klar: Auch Branchenriesen sind nicht sicher.
2. KI als Überlebensmarker für Unternehmen
Noch vor wenigen Jahren fragten viele: „Bringt KI überhaupt ROI?“
Heute sehen führende Investor:innen den Einsatz von KI als Gradmesser für Zukunftsfähigkeit.
Wer KI nicht ernst nimmt, gefährdet:
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Produktivität → Prozesse bleiben zu teuer, zu langsam.
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Innovation → Neue Geschäftsmodelle entstehen woanders.
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Marktanteile → Kunden wandern ab, wenn andere smartere Lösungen anbieten.
KI wird damit zu einem Survival-Marker – ähnlich wie das Internet in den 2000ern oder Cloud-Technologien in den 2010ern.
3. KI und Souveränität: Das Beispiel Deutschland
OpenAI und SAP starten ein Projekt für „Sovereign AI“ in Deutschland.
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Daten bleiben auf Servern innerhalb Deutschlands.
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Öffentliche Verwaltung soll KI sicher & rechtskonform nutzen.
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Anwendungen: Dokumentenmanagement, Datenanalyse, Prozessautomatisierung.
Das zeigt: KI ist längst nicht nur ein Unternehmens- oder Markt-Thema, sondern wird strategisch und politisch gedacht.
4. Globale Governance: Wer reguliert KI?
Bei den Vereinten Nationen wurde intensiv über globale Leitplanken für KI diskutiert.
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UN-Generalsekretär António Guterres betont Chancen (z. B. bei Ernährungssicherheit, Konfliktprävention).
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Aber: Ohne Regeln könnte KI auch zur Waffe werden.
Während einige nach international bindenden Regeln rufen, lehnt die US-Regierung eine zentrale UN-Steuerung strikt ab. Stattdessen setzt sie auf nationale Souveränität und Marktkräfte.
👉 Spannungsfeld: Innovation vs. Regulierung – ein Dauerthema für die nächsten Jahre.
5. Daten, Bots & Kontrolle: Der Kampf ums Internet
KI verändert nicht nur Unternehmen, sondern auch das Fundament des Internets.
Cloudflare warnt:
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Schon 2029 wird Bot-Traffic größer sein als menschlicher Traffic.
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2031 könnte KI-Traffic den heutigen Gesamt-Traffic der Menschen übersteigen.
Problem:
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KI-Suchmaschinen saugen Inhalte ab, ohne Traffic oder Werbeeinnahmen zurückzugeben.
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Verlage und Content-Creators werden dadurch geschwächt.
Cloudflare reagiert mit einer Erweiterung von robots.txt:
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Crawler lassen sich nun getrennt für Suche, KI-Inputs und KI-Training steuern.
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Ziel: Mehr Kontrolle für Website-Betreiber.
Das ist auch eine klare Spitze gegen Google und dessen AI Overviews, die Inhalte zusammenfassen – oft ohne echte Attribution.
6. Die andere Seite: Chancen durch offene Daten
Google öffnet seine Data Commons:
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Riesige Datenbestände (Regierungen, UN, globale Organisationen).
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Bisher schwer zugänglich.
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Jetzt durch KI leichter nutzbar – für Entwickler, Datenanalysten, Forscher.
Das zeigt: KI ist nicht nur Gefahr, sondern kann auch den Zugang zu wertvollem Wissen demokratisieren.
Fazit: Die nächste Dekade entscheidet
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15–20 % der börsennotierten Unternehmen könnten tatsächlich verschwinden.
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Aber nicht, weil „KI böse“ ist – sondern weil sie nicht fähig sind, sich anzupassen.
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Für Unternehmen gilt: KI-Strategie = Überlebensstrategie.
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Für Gesellschaft und Politik gilt: Balance zwischen Innovation & Schutz finden.
Wir stehen mitten im digitalen Darwinismus: Nicht die Größten werden überleben, sondern die Anpassungsfähigsten.
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